von Maike Störmer
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Clubhouse – neues Netzwerk oder bald wieder weg?

Seit dem vergangenen Wochenende ist das „voice only“-Netzwerk „Clubhouse“ in aller Munde. Twitter und Co. sind voll von Eindrücken, Berichten. Im Mittelpunkt immer die Frage: „Hat jemand noch eine Einladung?“. Denn nur iOS-Nutzer mit Einladung von einem bestehenden Mitglied können dabei sein. Das gute alte Prinzip „Verknappung“ – es funktioniert nicht nur bei Mon Cherie, sondern offenbar auch bei Social Networks. Und es ist „hypefördernd“.

Namhafte Gesprächspartner

Befeuert wird der Hype um Clubhouse durch die Persönlichkeiten, die sich inzwischen auf der Plattform bewegen und ihre Reichweite auf anderen Kanälen nutzen, um Aufmerksamkeit auf ihren Clubhouse-Auftritt lenken. Talks mit Bundestagsabgeordneten Philipp Amthor  und Mediengrößen wie Joko Winterscheidt und Thomas Gottschalk befeuern den Exklusivitätscharakter. Auch wenn Twitter und Instagram schon viele private Einblicke ermöglichen, diesen persönlichen Austausch, der an ein Telefonat erinnert, macht erst Clubhouse möglich.

Vom Kamingespräch zum Clubhouse-Talk

Hinzu kommt, dass man den Menschen nicht nur selbst zuhören, sondern mit ihnen sprechen kann. Wer wollte nicht schonmal dem stellvertretenden Bildredakteur diskutieren oder Christian Lindner fragen, wie er zu einem bestimmten Thema steht? Die App erwartet nicht, dass jeder immer sprechen möchte, bietet aber die Möglichkeit. Man hat zu jederzeit Zugriff auf spannende Talks und kann sich, wenn man möchte und der Moderator einen zulässt, einbringen. Was früher das Kamingespräch war, ist heute der Clubhouse-Talk.

Mit Clubhouse kommt auch die Renaissance der Moderatoren: Sie sorgen für eine sachliche Diskussion und entscheiden, wer spricht. Je mehr Involvement, desto komplexer die Aufgabe für Moderatoren. Und schon wächst der Bedarf nach Moderationstraining – , gerade wenn kontrovers über politisch und gesellschaftlich brisante Themen mit einflussreichen Menschen diskutiert wird.

Ein weiterer Erfolgsfaktor: Wie bei Podcasts lauscht man bei Clubhouse den jeweiligen Talks. Der Vorteil von „Voice only“: Die „Zoom Fatigue“ bleibt aus, auch wenn man länger als 60 oder gar 90 Minuten lauscht.

Anfangshype oder mehr?

In wieweit Clubhouse nun allerdings den echten Dialog ersetzen mag – oder gar Messen und andere Diskussionsveranstaltungen, sei einmal dahingestellt. Dennoch passt Clubhouse zum Corona-Zeitgeist: Homeoffice, weniger reisen – und trotzdem Austausch und Dialog zu haben. Die Frage ist nur, ob aus dem Erfolgsfaktor „Exklusivität“ am Ende nicht doch ein Boomerang wird – und ob aus dem Anfangshype ein nachhaltiger User-Zustrom wird.

Vieles wird darauf ankommen, wie sich die App entwickelt. Wird eine Chatfunktion eingeführt? Wird irgendwann Bewegtbild dazu kommen? Für die PR ist natürlich auch spannend, wo man die App einsetzten kann: Employer Branding, Anschlusstalks an Pressekonferenzen oder Q&A Sessions nach einem Produktlaunch: die Möglichkeiten sind da.

Einfallstor für Hacker

Am 26.01.2021 veröffentlichte der Spiegel einen Artikel über die Angriffsmöglichkeiten, die Clubhouse Hackern bietet. IT-Sicherheitsexperte Thomas Jansen spielte mögliche Angriffe auf die App durch. Unter anderem bietet der Code der App die Möglichkeit Gespräche mitzuschneiden. Zudem konnte er massenhaft Nutzerdaten abgreifen und errechnete, wie einzelne Accounts übernommen werden können.  Clubhouse antwortete auf eine Spiegel Anfrage, dass die Datensicherheit höchste Priorität habe und man demnächst Sicherheitsexperten einstellen wolle.

 

 

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