Wie man für 250 Euro einen lukrativen Instagram-Influencer-Account baut
Glaubt man der Analyse der Influencer-Marketing-Agentur Mediakix ballern Werbetreibende jährlich mittlerweile rund 1 Milliarde Dollar in Instagram-Influencer – Tendenz steigend. Eine echte Goldgrube also für Agenturen, die im Bereich Influencer-Marketing aktiv sind, aber natürlich auch für die Instagram Stars und Sternchen. Doch spätestens seit dem Fall Amelia Liana ist klar, dass nicht alles Gold ist, was auf Instagram so glänzt. Die Frage ist aber: Wie weit kann man in Zeiten von mannigfaltigem – und zum Teil kostenlosen – Stockmaterial, Fake-Fans und Photoshop gehen? Ist es tatsächlich möglich, einen kompletten Account quasi über Nacht zu faken und zu monetarisieren – wenn man die Mechaniken kennt?
Die Antwort ist kurz und bündig: Ja.
Bewiesen haben dies die Kollegen von Mediakix. Auf Basis von Kostenlos-Stockmaterial, einem Fotoshooting mit einem Amateur-Model und bezahlten Fake-Likes, Fake-Kommentaren und Fake-Followern. Das Ergebnis sind die beiden Fake-Profile @calibeachgirl310 und @wanderingggirl. Während calibeachgirl310 von einem Amateur-Model verkörpert wird, ist die Grundlage von wanderingggirl tatsächlich keine echte Person sondern ausschließlich Stockmaterial. Um den Touch des Authentischen zu wahren, benutzten die Macher bei wanderingggirl Stockmaterial einer blonden Person – allerdings immer nur von hinten abgelichtet und ohne dass jemals ein Gesicht von „wanderingggirl“ auf einem Post zu sehen war.
Im nächsten Schritt investierte Mediakix in Fake-Follower und bohrten so den Fashion-Channel von calibeachgirl310 auf 50.000 Follower auf – wanderingggirl mit ihren Reise-Themen wurde binnen weniger Tage auf 30.000 Follower hochgepusht. Das Speed-Limit war dabei allerdings nicht der Preis – die Gesamt-Ausgaben beliefen sich lediglich auf ca. 3-8 Dollar pro 1.000 Follower – sondern die Sorge davor, dass Instagram die beiden zu schnell wachsenden Accounts ggf. schließen könnte. Doch eine fünfstellige Anzahl an Fake-Followern bedeutet noch kein Engagement – aber auch da können entsprechende Provider helfen: Für rund 12 Cent gibt’s einen Fake-Kommentar, für 4-9 Dollar 1.000 Fake-Likes. Und schon hatte jeder Post rund 1.000 Likes und 10-20 Kommentare – eine durchaus gute Conversion in Anbetracht der Follower-Zahl.
Im letzten Schritt meldeten sich calibeachgirl310 und wanderingggirl auf einschlägigen Influencer Marketing-Plattformen an, auf denen Firmen nach geeigneten Influencern Ausschau halten und diese für Paid Content buchen können. Binnen weniger Tage wurden beide Accounts für jeweils zwei Kampagnen größerer Unternehmen gebucht – und hatten damit den ROI erreicht.
Fazit
Im Fall calibeachgirl310/wanderingggirl hätte bereits ein Blick auf die Anzahl der hochgeladenen Beiträge durchaus dazu geführt, dass man stutzig wird. 46 Beiträge – 31.500 Abonnenten – in 3 Monaten? Das passt irgendwie nicht. Und die seltsamen Sprünge in der Follower-Zahl (mal gar kein Wachstum, mal über 1.000 binnen weniger Stunden) sind auch in jedem Tool sichtbar. Dass das Experiment von Mediakix dennoch funktioniert hat, ist erstmal nicht verwunderlich – denn für viele Unternehmen ist jeder (!) Instagram-Account mit mehr als 5.000 Followern ein potenzieller Werbepartner. Und weil es davon eben so viele gibt, wird nur noch auf Follower-Zahl, Engagement-Level und oberflächlich auf die Bildsprache geschaut und danach direkt das Kampagnenbriefing verschickt – Kontrolle? Analyse? Persönliche Ansprache? Fehlanzeige.
Bildquelle: @calibeachgirl310 und @wanderingggirl – Mediakix
Trägt, wie viele Entwicklungen im Moment, nicht zur Glaubwürdigkeit bzw. gerne ge-leasten Authentizität von Influencern bei…