Wie Procter & Gamble (nicht) auf sein „ schmutziges Palmöl-Geheimnis “ reagiert
Der US-Konzern Procter & Gamble steht in der Kritik der Umweltschützer von Greenpeace. Der Vorwurf: Procter & Gamble soll Palmöl von Lieferanten beziehen, die die Umwelt zerstören und den Lebensraum von Tieren vernichten.
Zum Hintergrund: Mit 54 Millionen Tonnen (2011) ist Palmöl das am meisten produzierte Pflanzenöl. Etwa jedes zweite Supermarktprodukt enthält Palmöl, weil es sehr kostengünstig und leicht zu verarbeiten ist. Das einzige Problem: Für die riesigen Monokulturen der Ölpalmen wird Regenwald gerodet und mit den Bäumen sterben bedrohte Tiere wie Orang-Utans, Tiger und Nashörner. Dieser Umstand lässt Umweltschützer die letzten Jahre vermehrt Alarm schlagen. Längst ist das Thema bei Unternehmern und Entscheidern der Konsumgüter-Branche angekommen. Viele gehen bereits pro-aktiv vor und haben ihre Produkte auf RSPO-zertifiziertes Palmöl umgestellt. Das Siegel gewährleistet eine ökologisch, ökonomisch und sozial verträgliche Herstellung des Rohstoffs. Dass der „Runde Tisch für Nachhaltiges Palmöl“ (RSPO) allerdings von den großen Palmölerzeugern und -verbrauchern gegründet wurde und auch von diesen finanziert wird, steht auf einem ganz anderen Blatt.
Procter & Gamble ist mit 460.000 Tonnen Palmöl pro Jahr einer der weltweit größten Abnehmer für den problematischen Rohstoff. P&G ist sich dieser Tatsache durchaus bewusst und bezieht bereits seit längerem Stellung zu dem Thema auf der eigenen Website:
„P&G engagiert sich für die nachhaltige Beschaffung von Palmöl. Wir beabsichtigen, von 2015 an nur Palmöl zu verwenden, das nachweislich aus verantwortlich bewirtschafteten und nachhaltigen Quellen stammt. Obwohl Palmöl größtenteils auf nachhaltige Weise hergestellt wird, wurden in der Vergangenheit in einigen Fällen tropische Regenwälder für den Anbau von Palmöl gerodet. P&G ist strikt gegen jede illegale Entwaldung. Wir werden auch weiterhin Anstrengungen unterstützen, die darauf abzielen die unverantwortliche bzw. illegale Entwaldung für den Anbau von Palmölpflanzen zu beenden und die Auswahl und Bestimmung von geeigneten Flächen für diesen Zweck sicherzustellen….“
Das Vorhaben liest sich vernünftig, doch schützt die Aussage „bis 2015 alles besser zu machen“ das Unternehmen im Hier & Jetzt? Wohl kaum. In einem am Mittwoch, den 26. Februar veröffentlichten Report von Greenpeace über 57 Seiten, wird P & G scharf kritisiert. In dem Bericht mit dem Titel „Procter & Gambles schmutziges Geheimnis“ heißt es, dass das Unternehmen Palmöl von Firmen kaufe, die „mit zerstörerischen Geschäftspraktiken in Verbindung gebracht werden“. Greenpeace wirft Procter & Gamble vor, weniger als zehn Prozent des verwendeten Palmöls in den Geschäftsjahren 2012 und 2013 über RSPO-Lieferketten bezogen zu haben. Die anderen 90 Prozent würden von anderen Zulieferern stammen, die kaum identifizierbar seien.
Die traditionelle Strategie des „Aussitzens“, der richtige Weg?
Die Umweltorganisation hat daraufhin eine Kampagne gegen den weltgrößten Konsumgüterkonzern gestartet. Kernelement ist eine Online-Petition, die Unterschriften gegen die weitere Verwendung von „schmutzigem Palmöl“ durch P&G sammelt. Zudem protestierten Greenpeace-Aktivisten am P&G-Standort in Schwalbach am Taunus. Die Aktionen zeigten bereits Wirkung: neben einer großen medialen Aufmerksamkeit tobt auch auf der Facebook-Seite des Konzerns ein Shitstorm.
Auffällig ist, dass P&G bisher überhaupt nicht auf die zum Teil heftigen Anfeindungen auf verschiedensten Sprachen reagiert. Service-Anfragen werden beantwortet, alles zum Thema Palmöl wird scheinbar stoisch ignoriert. Fragt sich nur, wie lange diese traditionelle Strategie des „Aussitzens“ gut geht und bleibt abzuwarten, ob der Konzern einen nachhaltigen Schaden davon trägt. Vorbildlich ist dieses Verhalten in Zeiten der dialogorientierten Kommunikation sicher nicht, interessant allemal. Wir werden die Ereignisse weiterverfolgen und sind gespannt, ob und wie Procter & Gamble in naher Zukunft eine Stellung zu den Vorwürfen bezieht.