Neue Herausforderungen in der Kommunikation mit Kids und Jugendlichen in einer digitalen Welt
Ein Blick morgens in der S-Bahn verrät sehr viel über unsere heutige Gesellschaft. Die meisten Menschen sind mit ihrem Smartphone beschäftigt, die Kopfhörer im Ohr und abgeschottet von der Welt. Doch nicht nur Erwachsene widmen sich morgens Tablet, Smartphone & Co., sondern auch schon die Kleinen unter uns. Kleinkinder können spielend schon das Smartphone der Eltern bedienen. Spielerisch lernen sie mit den neuen mobilen Geräten umzugehen. Ihre Augen strahlen und ihre Hände greifen gezielt danach. Digital Natives ist das geflügelte Fachwort: Sie wachsen mit den neuesten elektronischen Geräten auf, erlernen diese im Handumdrehen und werden mit dem Internet groß. Die Auswirkungen dieses Trends auf PR und Kommunikation sind gravierend.
Wie sich das Kommunikationsverhalten von Kids verändert, zeigt eine Umfrage des Verbands der Informations- und Kommunikationsbranche BITKOM. Demnach sind 94 Prozent der Kids ab 10 Jahren online unterwegs und spätestens mit 12 Jahren sind es sogar 98 Prozent. 85% der Kids zwischen 12 und 13 Jahren nutzen ein Smartphone. Das mobile Endgerät ist für die jungen Leute zudem auch das wichtigste Zugangsgerät zum Internet. Bei den 16 – 18-Jährigen gehen 89 Prozent mit dem Smartphone ins Internet. Bei den ab 19-Jährigen hingegen sind es nur mehr 47 Prozent, die mit dem mobilen Endgerät ins Internet gehen. Bei dieser Zielgruppe liegt der stationäre Computer vorne mit 72 Prozent. Das ist ein sehr interessanter Trend, dass „Onliner“ ab 19 Jahren wieder einen stationären PC bevorzugen.
Die verschiedenen Altersgruppen nutzen ihr Smartphone mit ganz unterschiedlichen Absichten. Bei den Jüngeren sind Online-Games sehr beliebt während die 16 bis 18-Jährigen das Internet vorrangig nutzen, um sich über Ausbildungsmöglichkeiten zu informieren sowie um in sozialen Netzwerken zu kommunizieren. Spannend ist, dass soziale Netzwerke zumindest statistisch erst für Jugendliche ab 13 Jahren relevant werden. Interessant ist, dass bei den genutzten Social Media Kanälen der 10 bis 15-Jährigen WhatsApp vor Facebook liegt. Die Posting-Bereitschaft bei den Älteren liegt auch höher. Während bei den 10 bis 11-Jährigen nur 30 Prozent Fotos und Inhalte mit ihren Freunden in sozialen Netzwerken teilen, sind es bei den 16 bis 18-Jährigen schon 72 Prozent.
Dass Kinder eine neue Zielgruppe für mobile Endgeräte, beziehungsweise technische Geräte sind, wurde von der Industrie schon längst erkannt. So bietet Apple im App Store eine Kinder-Rubrik (Apps und Spiele für Kinder) an, in der kindgerechte mobile Applikationen angeboten werden. Das Galaxy S5 von Samsung bietet zudem noch die Möglichkeit, das Handy auf „Kids Mode“ zu stellen, sodass die Eltern beruhigt sein können, während die Kleinen mit dem Smartphone zu Gange sind. In diesem Modus werden keine versehentlichen Anrufe getätigt oder – absichtlich oder unabsichtlich – SMS verschickt. Das Kind nutzt dann das Handy in seiner eigenen Oberfläche, ohne die Apps der Eltern.
Die Studie der BITKOM zeigt, dass Kinder schon in frühen Jahren anfangen, mobile Endgeräte zu nutzen und lernen mit diesen umzugehen. Kaum verwunderlich, dass zunehmend diskutiert wird, mobile Endgeräte wie Smartphones oder Tablets in den Schul-Alltag zu integrieren. Und selbst wenn keine Integration in den Schulunterricht stattfindet: Die junge Generation wird „die alte Generation“ irgendwann überholen und im Umgang mit den technischen Neuerungen und Social Media den Lead übernehmen.
Wandel in der Kommunikation mit Kindern
Während Kinder früher noch analog erreicht wurden, zum Beispiel durch bunte Kinderzeitschriften und Magazine, findet man die Zielgruppe jetzt im Netz. Dies bedeutet natürlich auch einen Wandel in der Kommunikation. Kinder werden heutzutage nicht mehr analog – offline – abgeholt, sondern immer stärker Netz. Sie nutzen dieses Medium um sich zu informieren und zu kommunizieren. Während vor der Zeit der Smartphones Verabredungen noch persönlich vereinbart worden sind, oder Spiele-Nachmittage noch im Freien stattfanden, passiert dies jetzt vor der Konsole oder den mobilen Endgeräten. Spiele werden online gespielt – sei es von unterwegs oder zuhause aus. Das Smartphone ermöglicht zudem eine schnelle und flexible Kommunikation der Kids untereinander – Whatsapp und SMS werden für Kids immer mehr zu den wichtigsten Kommunikationkanälen.
Herausforderung an Agenturen – wie erreicht man junge Menschen eigentlich noch?
Die Frage, die wir als Kommunikations-Agentur uns stellen müssen ist, wie man junge Zielgruppen überhaupt noch erreicht – erst recht, wenn klassische Wege keine Rolle mehr spielen. Oder: Wie können wir ein positives Image für unsere Kunden nach Außen transportieren? Da die junge Zielgruppe vor allem im Internet unterwegs ist und schon in jungen Jahren eigene Smartphones besitzt, muss die Kommunikation mit und zu den Kids auch im Internet stattfinden. Vor allem Social Media ist eine bedeutende Komponente in dieser Entwicklung.
Immer mehr Jugendliche tummeln sich in sozialen Netzwerken. Für Unternehmen scheint es also immer wichtiger, im Social Network vertreten zu sein und dort ggf. auch kindgerecht zu kommunizieren. Die Chancen sind groß – denn näher als in Sozialen Medien steht man als Marke oder Unternehmen nie in Kontakt mit seinen Kunden oder Konsumenten. Auch Blogs können sich für die Kommunikation mit Kids eignen. Mittelbar über die Eltern und unmittelbar/direkt. Von Food-Blogs über Do-it-yourself bis hin zu Musik-Blogs finden sich im Netz endlos viele Blogger, die ihre Leidenschaft mit der Netz-Community teilen.
…und die Zukunft?
Jugendkulturforscher Philipp Ikrath prognostiziert bei lead-digital.de, dass sich die Jugendlichen von sozialen Netzwerken abwenden werden. Ihm zufolge gebe es wieder einen Trend bei den Jüngeren hin zum Analogen. Bei Trends ist es jedoch immer so, dass sie nur eine Richtungsweisung geben und niemand weiß, ob diese auch so eintreten werden. Wahrscheinlich sind beide Entwicklungen Realität. Denn pauschalisieren lassen sich solche Trends nicht. Es bleibt also spannend, wohin die Reise geht und wie sich die jungen Menschen entwickeln werden. Bleiben sie die Generation mit dem nach unten geneigten Kopf, immer auf Smartphone, Tablet & Co. gerichtet und einem ausgeprägten Mitteilungsbedürfnis in sozialen Netzwerken? Oder wenden sie sich wirklich ab von der digitalen Welt und sehnen sich wieder nach einer ruhigen, analogen Welt?
Bildquelle: clarkmaxwell via flickr (CC BY-NC-ND 2.0)