Mittendrin statt nur dabei: Was die PR vom Selfie-Trend lernen kann

Selfies liegen voll im Trend. Foto: impact

Selfies liegen voll im Trend. Foto: impact

Schnell das Handy gezückt, eine Armlänge entfernt vors Gesicht gehalten, auf den Auslöser gedrückt und dann das Foto auf Facebook, Instagram & Co. gestellt. Spätestens seit der Oscar-Verleihung 2014 hat das Selfie einen Siegeszug in den sozialen Netzwerke angetreten. Auf kaum einem Portal kommt man an diesen Selbstporträts noch vorbei. Auch Unternehmen sind im Rahmen von Marketing-Kampagnen auf den Zug aufgesprungen. Ein nerviger Trend oder haben diese Selbstporträts Potenzial für die PR?

Das Selfie der Schauspielerin Ellen DeGeneres, das sie unter anderem mit Jennifer Lawrence, Meryl Streep, Julia Roberts, Angelina Jolie, Bradley Cooper und Brad Pitt, Kevin Spacey, Jared Leto und Lupita Nyong’o bei der Oscar-Verleihung 2014 gemacht hat, gehört zum bisher am häufigsten geteilte Foto aller Zeiten. Die Aktion war ein raffiniertes Product-Placement von Samsung wie sich später herausstellte. Denn Ellen DeGeneres fotografierte mit einem Samsung-Handy. Ab dieser Oscar-Nacht wurden die fotografischen Selbstporträts erst so richtig populär, das Phänomen gibt es aber natürlich schon sehr viel länger. Der Begriff Selfie wurde zum ersten Mal 2002 in einem australischen Online-Forum benutzt.

Selfie von Ellen DeGeneres mit weiteren Schauspielern bei der Oscarverleihung 2014. Quelle: Twitter EllenDeGeneres

Selfie von Ellen DeGeneres mit weiteren Schauspielern bei der Oscarverleihung 2014. Quelle: Twitter EllenDeGeneres

Unternehmen setzten auf Selfies
Mittlerweile kommt man am Selfie nicht mehr vorbei. Das haben auch Unternehmen erkannt und nutzen das Netzphänomen zu Werbe- und Verkaufszwecken. Die Lufthansa hat zum Beispiel eine mobile Selfie-Kampagne gestartet. Nutzer können Selbstporträts in verschiedene Vorlagen von Reisezielen, die die Kranich-Linie anfliegt, einfügen. Eine andere Idee hatte Vodafone: Während der Fußballweltmeisterschaft hatte der Konzern dazu aufgerufen, Selfies zu machen, beim Public-Viewing oder beim Auto-Corso etwa. Die besten Beiträge würden in den nächsten Vodafone-TV-Clip eingebaut, so der Anreiz für die User.

Einige beginnen die fast schon „inflationäre“ Nutzung der Selfies bereits zu kritisieren. So schrieb die W&V-Redakteurin Franziska Mozart kürzlich in einem Beitrag:

„Doch die Wahrheit über Selfie-Kampagnen ist: Sie nerven gewaltig. (…) Es ist einfach nicht mehr originell. Ein Trend, auf den schon alle setzen, hat sich tot gelaufen. Selfie alleine funktioniert nicht, ist nicht cool.“

User wollen im Mittelpunkt stehen
Und trotzdem sagt die Beliebtheit des Selfies etwas über die Produzenten/Nutzer und damit über eine potenzielle Zielgruppe aus. Die User wollen mittendrin sein statt nur dabei. Die nackte Information über ein Produkt oder eine Neuigkeit etwa reicht nicht mehr aus, die Leser wollen am liebsten selbst an der Entstehung der Inhalte beteiligt sein und sie wollen im Mittelpunkt stehen. Diesen Trend haben sich auch schon Printmedien zunutze gemacht: Nicht umsonst gibt es immer häufiger Rubriken, in denen sogenannte Leserreporter über ihre Erlebnisse schreiben, über einen neuen Kinofilm oder ihr Stadtviertel zum Beispiel. Es geht um Authentizität und um Geschichten, die „menscheln“, weil die sich eben besser „verkaufen“, sprich gelesen werden.

Was lässt sich für die PR aus dem Selfie-Hype ableiten? PR erzählt Geschichten. Doch der Leser von heute möchte nicht einfach nur mit Informationen „gefüttert“ werden, sondern sich selbst in der Erzählung wiederfinden, sich im wahrsten Sinne des Wortes abgebildet sehen. Die Story muss etwas mit seiner Lebenswirklichkeit zu tun haben und ihm das Gefühl geben, unverzichtbarer Bestandteil dieser Realität zu sein. Es müssen Geschichten sein, die Nähe erzeugen, und mit denen sich die Rezipienten identifizieren. Deshalb sollten sie auch auf verschiedenen Kommunikationskanälen erzählt werden und den Leser/User durch Interaktion mit einbinden. Dazu kann dann auch das Selfie gehören. Richtig eingefädelt in die Geschichte, bietet es einen echten Mehrwert, und ist dann nicht nur eine flüchtige Momentaufnahme.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert