Herausforderung Hasskommentare

Mittagstief? Keine Energie? Blutdruck im Keller? Wer im dauergrauen Winter einen schnellen und effektiven Adrenalinpush herbeisehnt, der braucht nur eines zu tun: Auf Facebook Hasskommentare lesen. Gerade bei Posts, welche die Flüchtlingspolitik betreffen, findet jeder sein böses Gegenüber: Genau, den mit der anderen Meinung. Dieser sorgt mit stereotypen Aussagen, an den Haaren herbeigezogenen Fakten und frustrierender Unbelehrbarkeit für den schnellen Frischekick am Nachmittag. Nicht schön, aber effektiv!

Shitstorm war gestern – heute gibt’s Hate Speech

Gehen die Inhalte ordentlich unter die Gürtellinie, spricht man von Hate Speech. Die findet sich vor allem auf News-Seiten, schleicht sich hin und wieder aber auch auf anderen Pages ein. Höchste Zeit also, sich als Seitenbetreiber darüber Gedanken zu machen, wie man mit Hasskommentaren auf der eigenen Page umgeht.

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Hasskommentare auf Facebook stellen Seitenbetreiber vor Herausforderungen

Hasskommentare auf der eigenen Seite sind aus vielerlei Hinsicht problematisch: Die Page sollte Platz für die eigenen Marken/Produkte/etc. bieten. Schweift eine Diskussion zu stark ab und wird nicht moderiert, steht schnell nicht mehr das Produkt, sondern die gegenseitige Diskreditierung der User im Fokus: Der eigentliche Content des Posts rückt in den Hintergrund. Häufen sich solche Hasskommentare, verlassen einige Fans die Seite oder schenken den Posts weniger Beachtung (es sei denn, sie sind auf den beschriebenen Adrenalin-Kick aus). Im schlimmsten Fall färbt die hetzerische Diskussion auf den Seitenbetreiber selbst ab, denn: Wer nichts gegen Hate Speech unternimmt, hat mit ihr offensichtlich kein Problem.

Als Kneipenwirt hat man Hausrecht

Seitenadministratoren sollten sich also auf diese neue Art des Shitstorms einstellen. Grundsätzlich gilt: Betreibt man eine Seite, so hat man Hausrecht: Wie der Kneipenwirt von nebenan kann man frei darüber entscheiden, wer seinen Fuß ins Lokal setzen darf. Es macht jedoch Sinn, sich über weitere Gegenstrategien zu „Hate Speech“ Gedanken zu machen. Die Amadeu-Antonio-Stiftung präsentiert unter dem einprägsamen Titel „Geh Sterben!“ vier verschiedene Varianten: 1. Ignorieren. 2. Moderieren. 3. Diskutieren. 4. Ironisieren.

Vier Gegenstrategien zu Hate Speech und was ich davon halte

„Kleinere Vergehen“ können vom Seitenbetreiber ignoriert werden. Oftmals verschwindet der Beitrag dann in den belanglosen Tiefen der Kommentarspalte und wird von den anderen Usern nicht beachtet. Manchmal schafft es die Community aber tatsächlich auch ohne das Zutun des Administrators den Unruhestifter mit ihren Argumenten zum Schweigen zu bringen.

Vergreift sich ein User stärker im Ton, kann man von seinem Moderationsrecht Gebrauch machen und den Beitrag einfach löschen. Die restliche Diskussion kann dann ungestört weiterlaufen. Zusätzlich kann man auf die Netiquette der Seite verweisen und darauf, dass man beleidigende oder gar volksverhetzende Inhalte löscht.

Konträr zur Aufstellung der Amadeu-Antonio-Stiftung muss ich feststellen: Erfahrungsgemäß macht es selten Sinn, aktiv mitzudiskutieren. Ganz nach dem Motto „Don’t feed the trolls“ lassen sich Urheber von Hasskommentaren nämlich nur selten von ihrer Meinung abbringen.

Eine spaßige Variante ist die des Ironisierens. Zwar kann man auch damit den Urheber der Hate Speech nicht von seinem destruktiven Verhalten abbringen, kann sich aber mit einem taffen Statement selbst positionieren. Ein gutes Beispiel für diese Strategie sind die Reaktionen des Social Media Teams der DIE WELT:

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Hasskommentare ironisieren – so macht es DIE WELT

Die Lösung des Problems: Viel Zeit und das richtige Bauchgefühl

Leider gibt es für die Eindämmung von Hate Speech kein Patentrezept. Auch die von Facebook ins Leben gerufene „Counter Speech“ wird keine Berge versetzen können. Umso wichtiger ist es, viel Zeit und Know-How für die Betreuung einer Page zu investieren: Wir scannen die Kommentare auf unseren Seiten ständig – und das nicht nur von nine to five, denn Hassbeiträge trudeln auch gerne mal abends oder am Wochenende ein. Kommt es zu einem Fall von Hate Speech, so haben wir ein äußerst sicheres Bauchgefühl dafür, welche Strategie wann anzuwenden ist und können heikle Diskussionen im Keim ersticken.

Dabei wenden wir einen Mix aus den genannten Strategien an: Manchmal übergeben wir die Sache in die Hände der Community (lassen die Sache aber nicht aus den Augen), begegnen stumpfen Hasskommentaren mit Ironie und machen auch mal von unserem Moderationsrecht Gebrauch. So bleibt der Fokus auf dem eigenen Content.

Wer sich also vor „Hate Storms“ schützen will, setzt am besten auf geschultes Personal. Den Adrenalin-Push gegen das Mittagstief kann man sich dann ja einfach auf weniger gut betreuten Seiten abholen.

 

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