„Fußballromantik statt Kommerz!“
Fußballromantik statt Kommerz ist ein Motto, das viele Fußballfans vertreten. Pro Samstag 15:30, gegen Halbzeit-Shows beim DFB-Pokalfinale und natürlich sollen keine Retortenvereine wie RB Leipzig in der Bundesliga spielen. Die Liste der Kritikpunkte ist lang – und die Kommunikationsabteilungen von Vereinen und Verbänden schweigen sich zumeist aus.
Es stellt sich die Frage, in wieweit die Kommunikation zwischen den Verbänden und Vereinen längst dysfunktional ist – und ob es nicht höchste Zeit für ein Umdenken ist.
Kommunikation in Zeiten des Wandels
Mit dem wachsenden globalen Interesse am Fußball und damit auch an der Bundesliga stiegen auch die Umsätze in unfassbare Höhen. Zugleich konnte der Eindruck entstehen, dass primär die Vermarktungs-Interessen der Vereine berücksichtigt werden – nicht aber die Anliegen der Fans. Trotz starker Proteste wurden die Spieltage mit Einführung der Montagsspiele weiter zersplittert – und DFB und DFL haben einen weiteren Schritt in der Kommerzialisierung des Fußballs getan.
Der Versuch, sich dabei mit den Argumenten die Europa-League Starter zu entlasten und den Amateurfußball zu schützen, darf dabei als grandios gescheitert bezeichnet werden. Inzwischen kritisieren nicht nur Fans offen die Montagsspiele sondern auch diverse Vereine.
Dass Montagsspiele insbesondere für Auswärtsfahrer mit hohem logistischen Aufwand verbunden sind – darauf gehen weder Liga noch Verband wirklich ein. Anstatt hier mit einem zufriedenstellenden Angebot auf die Fans zuzugehen, bleibt man bei der Grundhaltung pro Montagsspiele. Bis 2021 sind diese an TV-Verträge gebunden. Präsident Reinhard Grindel vom Deutschen Fußball-Bund (DFB) äußerte sich zuletzt mit folgenden Worten: „Es könnte perspektivisch vielleicht eine vermittelnde Lösung sein, zwei Spiele sonntags um 18.00 Uhr anzupfeifen.
Laufende TV-Verträge in diese Richtung anzupassen, ist aber rechtlich schwierig“ Diese Aussage bestätigt erneut: Alles ist darauf ausgerichtet noch höhere Summen über TV-Gelder zu erwirtschaften, denn es ist kein Geheimnis, dass der „moderne Fußball“ ein Millionengeschäft ist.
„Retortenvereine“, die nur aufgrund des Engagements von Einzelinvestoren oder Sponsoren in der Lage sind, einen Bundesliga-Kader zu halten ist bei den Fans verpönt. Mittlerweile spielen Vereine wie Bayer 04 Leverkusen (Bayer), VfL Wolfsburg (VW), 1899 Hoffenheim (SAP) und RB Leipzig (Red Bull) in der Bundesliga. Aus Sicht der Fans steckt zumindest hinter den beiden letztgenannten Vereinen ein großer Sponsor, ohne den es den jeweiligen Club gar nicht auf Bundesliga-Niveau gäbe. Aus Sicht der Fans reiner Kommerz ohne nachhaltige Denke.
Die Reaktion der Fans ist eindeutig:
Produkte wie das Konstrukt RB Leipzig stoßen nicht nur auf Abneigung – sondern zum Teil auf blanken Hass. Dass „Kommerzklubs“ durch externe Geldgeber die „Traditionsvereine“ bedrohen, ist für viele Fans klar. In Zeiten wachsender Ablösesummen, absurder Spielergehälter und millionenschwerer Jugendakademien können die Vereine mit Historie finanziell nicht mehr mithalten und verschwinden teils in der Versenkung. Auch hier ist Red Bull Leipzig ein gutes Beispiel: Der sportliche Erfolg passt zwar – aber wenn man die Transfer-Erlöse betrachtet fällt auf, dass Leipzig als Aufsteiger in die erste Liga im Jahr 2016 knapp 81,6 Mio. € aufgebracht hat, um den Kader erstligatauglich zu machen. Diese Investitionen wurden prompt mit der Champions-League-Teilnahme 2017 belohnt.
Auf die negativen Stimmen zu diesen exorbitanten Transferausgaben reagierte RB Sportdirektor Ralf Rangnick mit folgenden Worten: „Es ist uns schon klar, dass wir in den vergangenen beiden Jahren Ablösesummen bezahlt haben, die durchaus hoch waren. Für uns ist aber ein anderer Punkt viel entscheidender. Wenn ich mir die letzten vier Jahre ansehe, dann haben wir konsequent einen Weg verfolgt mit einem klaren, durchgängigen Spielstil von den Kleinsten beginnend, der U 8, bis hoch zu den Profis.“ Zum Vergleich: Der SC Freiburg, der im gleichen Jahr aufgestiegen ist, konnte nur 11 Mio. € in neues Spieler-Material investieren.
Neun Jahre alt – und reicher als eine Vielzahl von Traditionsclubs
RB Leipzig ist für viele das negative Aushängeschild. Ein Verein, der vor fast genau neun Jahren gegründet wurde und nun in der ersten Bundesliga spielt. Tradition, Leidenschaft, Fankultur und eine Vereinsphilosophie: Fehlanzeige. Die Red Bull GmbH ist zu 99 Prozent Gesellschafter der RB Leipzig GmbH, das entspricht 2,475 Millionen Euro. Zu 0,5 Prozent – 25.000 Euro – ist der Verein beteiligt.
Der Verein ist nur darauf ausgelegt, für den großen Sponsor Red Bull zu werben. Und das mit allen Tricks, die man sich vorstellen kann – so steht der Vereinsname „RB Leipzig“ auf dem Papier für „RasenBallsport Leipzig“, denn man musste vom Vereinsname „Red Bull Leipzig“ aus werberechtlichen Gründen in Deutschland Abschied nehmen.
Eine Verbindung zum Energy-Drink-Hersteller ist dennoch jedem klar. Auch das leicht modifizierte Red Bull-Emblem im Vereinslogo, der Print auf den Trikots, der Stadionname – also de facto alles, mit denen Red Bull über den Verein wirbt und kommuniziert machen deutlich: Hier hat man es mit einer Marketing-Maschine zu tun. Eine wandelnde Werbeplattform, die in der höchsten deutschen Spielklasse und zuletzt auch international auf dem Rasen steht. Für alle Fußballromantiker ein absolutes No-Go!
Fest steht: Der Fußball lebt von den Fans!
Aktuell wirkt es für viele Fans aber so, als würden sich DFB und DFL nur teilweise im Sinne der Fans verhalten – oder ganz hart formuliert: alles dafür tun, diese zu verprellen. Aus meiner Sicht ist es höchste Zeit, den Kritikpunkten der Fans Gehör zu schenken, damit in Zukunft wieder der Fußball und nicht die Diskussion um die verschiedenen Missstände im Mittelpunkt steht.
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