frozenchook – Viraler Hype oder doch Kampagne?
Aus den Klamotten raus, wie ein Tiefkühlhähnchen posieren und in möglichst origineller Umgebung fotografieren lassen – hört sich nach einer Guerilla-Kampagne eines Tiefkühlunternehmens an, um auf die Reinheit ihrer Produkte aufmerksam zu machen oder doch PETA, die Tierschützer, die Massentierhaltung anprangern. Es könnte sich dabei auch um eine Installation des US-amerikanischen Fotografen Spencer Tunick handeln, dessen nackte Models meist in urbanen Zusammenhängen posieren.
Die Initiatoren selbst behaupten, es sei schlicht eine Schnapsidee gewesen.
Planking, Harlem Shake und Ice Bucket Challenge – virale Hypes aus vergangenen Tagen. Inzwischen ist das sogenannten Frozen Chicken angesagt. Dabei zieht man sich aus und kauert irgendwo wie ein gefrorenes Huhn. Auf Facebook und Twitter gibt es unter dem #frozenchook schon einige dieser skurrilen Bilder zu bewundern.

Screenshot: https://www.facebook.com/Frothpit/photos/pb.689935444359675.-2207520000.1445503152./1055998317753384/?type=3&theater
Aus Schnaps werden Ideen
Es ist eine neue Art der Selbstdarstellung besonders mutiger Neuseeländer, sich in sozialen Netzwerken darzustellen. Das ergibt auf den ersten Blick nur wenig Sinn, die Fotos und Videos werden auf Facebook und Instagram dennoch zahlreich geteilt. Die Facebook-Seite frozenchook https://www.facebook.com/Frothpit?fref=ts zählt inzwischen über 100 Administratoren mit bereits 3000 Fans, die bislang noch anonym bleiben wollen und erklären, die Idee sei in einer Partynacht entstanden:
„It was 6 in the morning after a big night, our mate comes home from another party and tells us to come and find him in 30 seconds. I’m sure you can guess what we found 30 seconds later in middle of the hallway. Soon we shared it amongst our friends via our private Facebook page. We received so much enjoyment and so many positive reactions that we decided to share it with the public.“
Immer wieder gibt es weltweit Phänomene, die ganz deutlich zeigen, wie schnell Trends oder Tendenzen in der menschlichen Gesellschaft entstehen können – wie sich aus dem Nichts ganze Massenbewegungen entwickeln, die weder vorhersehbar noch zu erklären sind. Vergleichbar mit einem Schwarm Fische, der plötzlich seine Richtung ändert, richten auch wir unseren Geschmack, unsere Meinung nach dem Rest der Gesellschaft, unserer unmittelbare Umgebung. Ohne Kommunikation kaum denkbar. Wie die Fische auch, kommunizieren Menschen, um eine Einheit zu bilden. Gibt es eine Vielzahl von Personen, die sich für eine Geschichte interessieren, entsteht ein Hype – ein viraler Hype. Mit Sinn oder nur Unsinn? Das ist hier offenkundig nicht die Frage. Oder doch? Sind es die gefrorenen Hühner oder Menschen, die beim planking steif wie ein Brett, schräg in Einkaufswagen, zwischen Baumästen oder auf Gartenzäunen liegen – beide Phänomene haben eins gemeinsam: das Wetteifern um möglichst ungewöhnliche Orte und ein möglichst lustiges Foto. Und es funktioniert!

Screenshot: https://metrouk2.files.wordpress.com/2014/03/wpid-article-1306237241168-0c3d9f9600000578-195422_636x356.jpg
Alle Zutaten für eine gute Kampagne
Dennoch! Es spricht einiges dafür, dass es sich um einen Kampagne handelt: Die Fotos sind zum Teil auffällig ästhetisch, die ausgewählten Plätze trotz der noch jungen Aktion bereits extrem: in U-Bahnen, auf fahrenden Autos und Bussen, auf Hausdächern und auf öffentlichen Plätzen. Und warum ist das Hühnchen eigentlich frozen? Ein normales, küchenfertiges Suppenhuhn sieht genauso aus. Plus: das Undercover- Gehabe der Initiatoren. Im Grunde sind all das Zutaten für eine gut überlegte Kampagne! Wenn dem so ist: Respekt für die kreative Leistung. Ob sich so etwas mit normalem Verstand ausdenken kann? Wir sind gespannt auf die Auflösung. Aber vielleicht war es wirklich eine Schnapsidee einiger Kiwis. Wie auch immer: Es funktioniert!