Digital Natives: Digitale Teilhabe = soziale Teilhabe

Wenn Kinder mit noch nicht einmal einem Jahr ein Iphone entriegeln können und sich mit 5 Jahren durch ein Tablet manövrieren, als hätten sie nie etwas anderes getan, wundert es kaum, wenn sie bereits mit 10 Jahren Mitglied sozialer Netzwerke sind.

Die Digital Natives kommen?  Der Lebensraum, indem Kinder und Jugendliche heute sozialisiert werden, ist virtuell und digital. (Bildquelle: Helene Souza / http://www.pixelio.de)

Wenn Kinder mit noch nicht einmal einem Jahr ein Iphone entriegeln können und sich mit fünf Jahren durch ein Tablet manövrieren, als hätten sie nie etwas anderes getan, wundert es kaum, wenn sie bereits mit zehn Jahren Mitglied sozialer Netzwerke sind. Facebook, WhatsApp, Twitter – Bei den meisten Kindern und Jugendlichen gibt es praktisch keine Trennung zwischen online und offline mehr. Laut der Bitkom-Studie vom Januar 2015, für die 962 Kinder und Jugendliche von 6 bis 18 Jahren befragt wurden, beginnt die Nutzung sozialer Netzwerke bereits im Alter von 10 bis 11 Jahren. Im Ranking der beliebtesten sozialen Netzwerke bei den 10 bis 18 Jährigen liegt WhatsApp mit 72 % vor Facebook (56 %), Skype (46 %) und Google+ (19%). Und das, obwohl Jugendliche eigentlich mindestens 13 Jahre alt sein müssen, um ein Profil bei Facebook erstellen zu können.


Wer bin ich eigentlich?
Das Internet – selbst noch ein Teenager – mag in mancher Hinsicht vielleicht noch in den Kinderschuhen stecken, entwickelt sich aber rasant; die Digitalisierung verändert wohl vieles, was sich zuvor über Jahrzehnte etabliert und bewährt hatte.
Als ständiger Begleiter wirkt sich diese Entwicklung auf nahezu alle Bereiche unseres Lebens aus. Der Lebensraum, indem Jugendliche heute sozialisiert werden, ist virtuell. Die jetzige junge Generation ist die erste, die in einer derart stark digitalisierten Welt aufwächst – in der sogar die Identitätsbildung in den sozialen Netzwerken stattfindet. Jeder Schritt wird über Instagram & Co. dokumentiert und mausklickschnell Daten abrufen ist ohnehin Normalität.
Bei Facebook ist Stefanie Müller einfach nur Stefanie Müller. In einem Mode-Netzwerk heißt Stefanie Müller “FashionQueen17“. Bei einer Partnerbörse ist Stefanie Müller als “Sexysteffi“ zu finden. Drei Namen für eine Person — und alle spiegeln unterschiedliche Seiten einer Persönlichkeit wieder. Das Internet und soziale Netzwerke ermöglichen es, in viele Rollen zu schlüpfen und Identitäten anzuziehen wie Kleidungsstücke. Die digitale Identität kann aber auch hilfreich sein, sich immer wieder mit sich selbst zu beschäftigen. Beim Ausfüllen der unterschiedlichen Profile geht es am Ende immer um die gleiche Frage: Wer bin ich eigentlich?

Game over? Noch lange nicht!
Wie, ab wann oder ob Kinder überhaupt mit digitalen Medien in Berührung kommen sollten, ist immer wieder Gegenstand in öffentlichen Diskussionen. Das Deutsche Institut für Vertrauen und Sicherheit im Internet (DIVSI) und das Heidelberger Sinus-Institut haben im Juli 2015 die U9 Studie veröffentlicht, in der erstmalig die ersten Phasen des eigenständigen Umgangs mit digitalen Medien der unter 9-Jährigen untersucht worden. Die Kinder sind bereits online, denn rund 1,2 Millionen der 3 bis 8-Jährigen gehen regelmäßig ins Internet (55% der 8-Jährigen, 28 % der 6-Jährigen, immerhin schon jedes 10. Kind mit 11 % der 3-Jährigen). Die Frage nach dem Ob stellt sich also gar nicht mehr. Dabei sind jedoch – und das wird häufig übersehen – manche der Problemstellungen längst von der Realität überholt worden. Die Fähig- und Fertigkeiten dieser Generation sind weder Begabung noch besondere Anlagen, sie werden gleichzeitig mit der Muttersprache zusammen ausgebildet. Dass die Eigenschaften der Digital Natives im Berufsleben mal hilfreich sein werden und die Wirtschaft von diesen profitieren wird, liegt nahe. Betreten die Digital Natives die Führungsebenen der Unternehmen, sollte es zu einem radikalen Umdenken kommen.
Nach Moshe Rappoport, Trendexperte bei IBM zeichnet sich eben diese junge Generation auch durch ihre hohe Risikobereitschaft und schnelles Handeln aus, analog zu Computerspielen, wo man mit Risikoverhalten schnell zum Ziel kommt beziehungsweise nach einem Game Over einfach von vorne beginnt.

„Die meisten Jugendlichen haben bis zu ihrem 20. Lebensjahr tausende Computerspiel-Stunden hinter sich und eignen sich dadurch Fähigkeiten und Denkmuster an, die der älteren Generation völlig fremd sind.“

Was früher noch als Scheitern galt, wenn eine Geschäftsidee zerplatzte, so geht es heute vor allem darum Ideen auszuprobieren, umzusetzen und gegebenenfalls wieder zu verwerfen. Diese Denkweise spielt auch bei der Akzeptanz neuer Technologien eine große Rolle. Es gibt im Netz keine in Stein gemeißelten Formationen für die Ewigkeit.

Was das im Hinblick auf die Public Relations heißt? Mehr dazu nächste Woche von meiner Kollegin Esther Packullat.

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