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Dein Handy weiß alles: Psssst – nicht weitersagen!

Dass wir als Digital Natives vollkommen gläsern sind, ist uns allen klar. Toll finden wir das zwar nicht, aber mal ehrlich: niemand würde auf sein Handy verzichten wollen, nur um nicht mehr zu Mark Zuckerbergs entfernterem Bekanntenkreis zu gehören. Internet-on-the-Go, WhatsApp, Instagram, die Chefkoch-App, CandyCrush… was wären wir denn ohne all das? Die Diskussion mit der Freundin im Auto: „Warte, ich google das mal eben!“ Keine Idee, was es heute Abend zu essen geben soll: „Och, das Rezept der Woche klingt super!“ Die Zeit an der Bushaltestelle totschlagen: „Komm, das Level krieg ich noch schnell hin!“ Ohne all das würden wir uns irgendwie beschnitten fühlen, so, als würde ein wichtiges Organ fehlen. Wir sind eben dran gewöhnt.

Verabredung zu dritt

Letzte Woche habe ich mich abends mit einer Freundin unterhalten, die bei mir zu Besuch war. Ich habe erzählt, dass ich mir dieses Frühjahr unbedingt wieder neue Sneaker kaufen will und zwar mein Lieblingsmodell, das ich seit Jahren trage. Ich habe diese Schuhe schon in sämtlichen Regenbogenfarben besessen: rot, blau, grün, schwarz, weiß und gemustert. Aber meine erklärten Lieblinge waren die zwei Paar in pink und türkis. Die türkisen hat mir mein Hund als Welpe zerbissen, die pinkfarbenen bestanden irgendwann noch aus drei Stofffetzen und abgelatschter Gummisohle und fanden letztlich ihren verdienten Weg in den Müll. Rückblickend weiß ich nicht mehr, wie ich es geschafft habe, aber ich habe sicherlich eine halbe Stunde lang von den Schuhen in diesen zwei wunderschönen Farben geredet. Wer einen Schuhtick hat, versteht das wohl. Allen anderen sei gesagt: Manche Leute können sowas eben.

Am nächsten Morgen liege ich noch im Bett, greife routiniert zum Smartphone, checke meine Mails und scrolle durch Facebook. Einen Newsletter mit Sonderangeboten eines Outdooranbieters habe ich über Nacht bekommen, da klicke ich doch direkt mal drauf. Und in dem Moment fällt mir alles aus dem Gesicht: „Sale-Special: Alles in Pink & Türkis!“, steht da. Aha. So ein Zufall. Auch Facebook offeriert mir eine Skihose in babyblau und Sneaker in den verschiedensten Shades of Pink.

Was mir immer klar war, ist die Spur, die wir bei Online-Suchen hinterlassen. Ich tippe bei Google „Samsung TV“ ein und bekomme zwei Tage später bei Amazon ein Supersonderangebot im auffälligen Werbebanner für Fernseher ebendieser Marke. Soweit akzeptiert. Diese Abhörerei erreicht allerdings ein neues Level – und das macht mir wirklich Angst!

Let The Games Begin – Oder: Lasset die Spiele euch abhören?

Eine Liste von Apps, die im GooglePlay Store heruntergeladen werden können und die Abhör-Software Alphonso einsetzen.

Die New York Times hat vor einiger Zeit 1000 Apps identifiziert, die mithören, ohne dass das Smartphone gerade in Gebrauch ist. Das Vertrackte dabei ist, dass es sich zum Großteil um Spiele handelt, die kein Mikrophon brauchen und auch keine Kamera – wenn es ums Mithören geht, denkt man als allerletztes an die. Den Kern bildet eine Schnüffel-Software, die von Entwicklern gekauft und in die eigenen Apps eingebaut werden kann. Einige von den betroffenen Apps sind so populär, dass sie gefühlt jeder zweite auf dem Handy installiert hat.

Besonders heikel sind Smartphones mit Android-Betriebssystem, also kein Apple, dafür aber Google. In den Google Nutzungsbedingungen heißt es: Indem Sie[…]Inhalte in unsere Dienste einstellen, räumen Sie Google[…]unentgeltlich die[…]weltweiten und zeitlich unbegrenzten Rechte ein, diese Inhalte[…]zu nutzen. Damit Google den jeweiligen Dienst anbieten kann, müssen die Inhalte zum Beispiel gespeichert und auf Servern gehostet werden. Das Nutzungsrecht umfasst daher insbesondere das Recht, die Inhalte technisch zu vervielfältigen.

Der Hinweis auf die Sammlung von Audio-Daten steht ganz unten im Kleingedruckten.

Das heißt im Klartext: Google hört alles mit, während das Handy im Standby-Modus in der Hosentasche ruht. Auch nachts. Auch während man isst, Musik hört oder sich unterhält. Und als wäre das nicht genug, sind diese Gespräche oder sonstigen Mitschnitte im Netz abrufbar. Die gute Nachricht: Man kann sie manuell löschen. Die schlechte Nachricht: Auf Dienste wie „Ok, Google“ muss dann eben verzichtet werden. Und bei der nächsten App überlegt man sich vielleicht, die Nutzungsbedingungen doch mal bis zum Ende durchzulesen.

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